„Mein Papa macht in seinen Smoothie nur fruchtbares rein.“ Aus manchen Situationen muss man sich raus reden, ohne sich selbst rein geredet zu haben. Die Aussage klingt zwar seltsam, ist bei näherem hinsehen jedoch äusserst präzise, effizient sogar. Denn warum mehrere Worte nutzen, wo doch eines genügt. „Mein Papa macht in seinen Smoothie Obst, Gemüse und Kräuter rein.“ Mal ehrlich, das ist doch viel zu lang. Schließlich könnte sich der Papa nicht jeden Tag einen neuen Smoothie machen, wenn diese Dinge nicht auch alle fruchtbar wären und wie von Zauberhand nachwachsen würden. Man muss ja nicht gleich an die Döner-Läden denken, die im Verdacht standen ihre Saucen durch Fruchtbares anzureichern – hat wahrscheinlich auch keiner ausser mir.

Wenn ich den Erzählungen meines Vaters glauben darf habe ich als Kind auch eher die Publikums-wirksamen Momente genutzt um die wirklich wichtigen Fragen zu klären. „Papa, wie kam eigentlich das Kind in Mama’s Bauch?“, wollte ich zum Beispiel im voll besetzten Restaurant wissen. Laut meinem Vater war danach nicht nur ich brennend an der Antwort interessiert.

Im Grunde genommen habe ich ja auch noch Glück. Ein befreundeter Vater musste sich am voll besetzten Swimmingpool im Urlaub die fachmännische Einschätzung seines 3-jährigen Sohnes anhören: „Schau mal Mama, mein Penis ist genauso groß wie der von Papa.“ Das Ganze natürlich prominent vom höchsten Punkt der Rutsche verkündet, mit zufriedenem Lächeln hernach stolz hinabrutschend. Spricht im Grunde nichts dagegen sich selbst anschließend auch auf die Rutsche zu stellen und zu rufen: „Stimmt nicht! Schaut her.“ Oder einem Geistesblitz folgend zu rufen: „Peter, wenn das Dein leiblicher Vater wüsste…“.

In den meisten Fällen treffen einen solche kindlichen Wahrheiten aber völlig unvorbereitet und man kann als Vater im Grunde nicht viel mehr machen als sie weg zu lachen. Mitunter furchtbar wird es jedoch, wenn das Kind dann insistiert. „Papa, ich finde nicht, daß die Frau dick ist.“ Der Blick der Frau verrät mir, daß sie meinem Sohn zustimmt. „Ich auch nicht.“ „Aber Papa, Du hast doch gerade gesagt, daß sie sogar dicker als Tante Anna ist.“ Mit dünner Stimme spreche ich in das verwirrte Gesicht meines Sohnes: „Ja, aber Tante Anna ist genau deswegen eine sehr schöne Frau.“